MYRA

 Geschehnisse_418_n.P.

Die Geschehnisse im Jahr 418 n.P.

Die Geschehnisse im Nisan und Jijar 418 n.P.

Auf dem gesamten Segment konnte man das frühe Ende des Winters beobachten. Schon Wochen vor dem erwarteten Termin fingen die Blumen wieder an zu blühen, bzw. die Regenfälle des Ophis ließen nach. In den Waldlanden, die nur wenig Schnee sahen, spotten die Greise schon über den Sommer der Stechmücken, der nun bevorsteht. In Garian, Lychai und Semros waren vor allem die Jüngeren enttäuscht, daß nur etwa eine Woche lang überhaupt Schnee lag. So warm war kein Winter seit Menschengedenken mehr.

Derweil brodelt die Tiefsee! In allen Reichen des Ophis berichten Händler von Riesenkraken, Kuor-Toa und Shoroch’linth, die aus der Tiefe hervorkommen und Beute suchen; ihr Winterschlaf war wohl kürzer als sonst (wenn sie einen solchen überhaupt halten, immerhin wird es im Ophis nicht kalt, sondern nur stürmisch und feucht). Eine Horde dieser Kreaturen soll sogar schon in Khandia eingefallen sein. Die Ikatzinti können nur leidvoll berichten, was das bedeutet.

Bei den Kröten geht es drunter und drüber. Eine Heeresreform endete im totalen Chaos. Heere werden von Admirälen befehligt, Flotten von Landratten, oder sie sind ganz ohne Anführer. Es hat den Anschein, als ob eine Reinigungswelle die Offiziersämter durchläuft, in der Anhänger der alten Ordnung ausgetauscht werden. Oder solche der neuen?

Die Zirkelmagier haben mit dem Bau eines Tempels für Erainn begonnen, mit dem Namen „Erainns Wacht". Um unnötige Todesopfer zu vermeiden – der Tempel wird im Hochgebirge zwischen ihrem Land und Tektoloi erbaut – dienen keine Menschen als Arbeiter, sondern ein Heer aus Tausenden von Erdelementaren.

Gleichzeitig begannen sie, den lange erwünschten Handelsort an der Grenze zu erbauen. Wenn er fertiggestellt ist, soll er durch Straßen mit Allennos, Küstenstadt und dem neuen Tempel verbunden sein.

Im Machairas macht Drakon da weiter, wo es vor drei Monden aufgehört hat: Vormarsch ist die Parole. Die Historiker mögen sich einigen, ob nun die Krimisten in das alte Hochländergebiet eingedrungen sind, oder ob Drakon nach Krimisten eingefallen ist – auf jeden Fall wurde die Grenze überschritten. Die Verteidiger Høgnars sahen sofort, daß sie keine Chance haben, und zogen sich zurück, während sie in Hinterhalten und Rückzugsgefechten Guerillataktiken zum Einsatz brachten. Aber nicht lange, und die große Müdigkeit senkte sich auch über sie. Drakons Odem nennen die Hochländer diese unerklärliche Schwäche, die sie ebenfalls zu spüren bekamen. Die krimistische Reiterei wurde langsamer, und im Jijar schließlich gestellt, eingekesselt zwischen fünf Heeren Drakons.

 Doch das Grauen kam noch schlimmer. Høgnar Kris traf im Nisan auf einen lange vergessenen Feind: Mörderbienen. Wie aus dem Nichts kommend fiel ein Schwarm der armlangen Fleischfresser unvermittelt über ihn und seine Leibwache her. Nur dank der hohen Elite der Leibwache und dem unbändigen Kampfesgeist Høgnars wurde eine Katastrophe vermieden. Leider blieb es nicht bei dem einen Schwarm; ein zweiter plünderte andernortes bereits das Gelände. Soweit man feststellen kann, ist ihr Ursprung t’Uisge mFhial. Aber wie können Mörderbienen aus den heiligen Hainen der Druidinnen kommen?

In Ronnerian nutzt Argoselion Thasos die Gelegenheit, den versammelten Gästen ein erlesenes Fest zu bieten. Neben dem hervorragenden Diner ist der Höhepunkt des Abends ein intellektuelles Theaterstück, vorgetragen von den besten Schaustellern Ronnerians. Es heißt, die Anwesenden, unter anderem Zereuph Ehochred von Phillias, Andreana D’Aleph zu Allennos, Dumtidian Sendaris aus Garian und Rhossos Turdian, Kommandant der Kaisertruppen in Ronnerian, wären sichtbar beeindruckt gewesen.

Auf Semros tanzte man ein Ballett der Dunkelheit. Mitten in der Nacht wunderten sich die Posten, daß viel Bewegung im Hause war. Leise begannen sie, die vermeintlichen Attentäter einzukreisen, nur um dann festzustellen, daß die gesamte garianische Ritterschaft auf den Beinen war, in voller Waffenausstattung. Entschlossen ging man vor, besetzte die Schlüsselstellungen mit Bogenschützen und weckte die Ritter Titanas’. Als die Garianer dann den Hof betraten, wurden sie schon erwartet. Aber dann klärte sich alles auf, als Dracrob Namol die fertigen Reisebündel bemerkte: Kein nächtlicher Hinterhalt war geplant, sondern nur eine schnelle Abreise ohne lange Abschiedsrede...

 In Allennos treiben marodierende Söldner ihr Unwesen! Ein Goldtransport aus der Provinz Fargonar, der die Einnahmen von Teligos nach Allennos bringen sollte, wurde unterwegs überfallen und verschwand. Es sieht so aus, als ob die ersten Bewohner Tektolois ihr Glück lieber selber suchen, anstatt sich auf die Fürsten zu verlassen. Es heißt sogar, die ganze Provinz wolle sich von Allennos abspalten.

Ende Jijar beginnt dann endlich die dringend benötigte Instandsetzung der Straßen von Tektoloi. Es herrscht Konfusion darüber, von wem jetzt der Befehl dazu kam (Pamôtron Kallorg? Deirphos Sendaris? Ilyadelia? Tumleris Dimchas? Rhossos Turdian?), aber da niemand wirklich Einwände erhebt, funktioniert die Verwaltung einfach. Ebenso werden die Schäden beseitigt, die in Mitrania während der Unruhen entstanden sind.

Und aus allen Städten Tektolois hört man die Meldung vom neuen Sport der Fürsten: Überall scheinen sich inzwischen Spione herumzutreiben, die alles und jeden bespitzeln. Über alledem schwebt das Kürzel KID, besser bekannt als Kaiserlicher Informationsdienst. Dessen Existenz ist inzwischen als Tatsache akzeptiert, nur die Befehlshaber sind immer noch im Dunklen. Im Sumpf der Spekulation zeichnen sich vier Möglichkeiten ab: Deirphos Sendaris als Erbe von Chirnes Nizneros, Pamôtron Kallorg als Vogt von Garian, Yldragos als Herr von Miktonos (und damit der alten Hauptstadt) und natürlich Haarkon, dem jeder alles zutraut.

 

Die Geschehnisse im Kislew und Tewet 418 n.P.

Langsam, aber stetig, hat sich der Herbst über Erendyra gelegt. Im Machairas haben die Bäume ihre Blätter abgelegt, die Tiere sind auf den Winterschlaf vorbereitet. Und doch ist es immer noch sehr mild, fast warm für diese Jahreszeit.

 Und obwohl das Wetter sehr angenehm ist, wird es in Krimisten geschmäht wie die größte Dürre, denn der erhoffte Schnee, der den Vormarsch Drakons bremsen sollte, ist ausgeblieben. Im Gegenteil, die Heere der Drachen finden fast optimale Marschbedingungen vor. Unaufhaltsam schiebt sich der Heerbann ins Herzland von Krimisten.

Schon im Kislew taucht das erste Heer unweit von Krimisterhiim auf. Aber anstelle sich gegen die voll bemannte Festung zu wenden, umgeht die Reiterei das Bauwerk und reitet gen Diktyon. Wie gelähmt müssen die Verteidiger zusehen, wie sie in Richtung der Baustelle des Grimhtempels verschwinden. Ein Ausfall kommt nicht in Frage, denn die Infanterie Drakons ist bekanntermaßen im Marsch auf Krimisterhiim...

Auf halbem Weg zwischen Baustelle und Festung findet die erste Schlacht statt, als die drakonianische Reiterei die Wächter der Baustelle trifft, die als Entsatz nach Krimisterhiim eilen. Das Gemetzel ist grausam – die stolzen krimistischen Verteidiger entpuppen sich als junge Rekruten, die für die geschulte Ritterschaft des Blauen Drachenmantels kaum als Sparringpartner zählen dürfen. Im ersten Ansturm bricht das Heer auseinander und wird zurück zur Baustelle gescheucht, wo die dort beschäftigten Arbeiter kaum mehr die Zeit haben, ihre Sachen zu packen, bevor der Sturm auch sie erreicht. Als Drakon den Angriff endlich stoppt, liegen über 4.000 Krimisten erschlagen im Wald, die Baustelle ist erobert, und die Arbeiter sind in alle Winde verstreut.

Ein paar Tage später erreicht der Heerbann dann Krimisterhiim. Niemand weiß, wo Høgnar und Jens Kris stecken – vermutet werden sie im Ophis, auf der Jagd nach den Mörderbienen. So übernimmt der Hochkönig der Køstalen, Rumondr, das Kommando über die Festung und die vereinigten Heere von Krimisten und Køstalen. Schmerzlich werden die Truppen der Odenen vermißt, die ebenfalls durch die Mörderbienen daran gehindert wurden, rechtzeitig hier zu sein. Die ersten Sichtungen der Späher machen Mut, denn schnell wird bekannt, daß Drakon nur etwa genauso viele Männer hat wie die Verteidiger. Um eine Festung zu stürmen, braucht man aber dreimal so viele Angreifer wie Verteidiger... Während die einen schon an die Siegesfeier denken, sind andere von den schieren Zahlen benommen. Auf beiden Seiten stehen jeweils etwa 15.000 Krieger – die größte Schlacht seit den Kriegen der Trennung steht bevor.

Solche Weisheiten der Kriegslehre scheinen Drakon aber unbekannt zu sein. Der Belagerungsring wird um die Festung gezogen, und kurze Zeit später fallen Müdigkeit und Hoffnungslosigkeit über Krimisterhiim. Leif von Aswall, der Hochstaluat der Kostalen, versucht mit aller Kraft, Drakons Odem zu neutralisieren, aber die Macht der Drachen ist größer. Unfähig, etwas mit Magie zu tun, bleibt Leif und Rumondr nur ihre Inspiration, um die Männer motiviert zu halten.

In einer dunklen, sternlosen Nacht beginnt dann der Sturm auf die Mauern. Im flackernden Licht der Fackeln fällt es schwer, die Scheinangriffe von den echten zu unterscheiden. Rumondr steht auf den Zinnen und kämpft gegen das Chaos, als seine Leibwache das Flügelschlagen hört. Zu spät! Von einem Moment auf den nächsten wird die Nacht zum Tag, der Turm steht in Flammen. Gegen das Licht sieht man den riesigen Körper eines Drachen, der wieder an Höhe gewinnt. Pfeile und Speere werden gegen ihn geschleudert, bleiben aber wirkungslos, denn Magie lenkt sie ab. „Für Rhed-nark-sal“, hört man den Drachen in den Wind schreien. Dann wendet er. „Und für Crud-sas-taph“, hallt der zweite Ruf durch den Kampflärm, und eine zweite Feuerlohe entspringt seinem Maul. Der Turm ist nun endgültig eine riesige Fackel, die ein gespenstisches Licht über das gesamte Schlachtfeld wirft.

Während die Leibwache Rumondrs unter der Führung Leifs verzweifelt versucht, Überlebende aus der Feuerhölle zu retten, stellen die køstalischen Krieger auf den Mauern fest, daß die krimistischen Krieger über keine Kampferfahrung verfügen. Abermals findet Drakon blutige Rekruten vor, die keine echten Gegner sind. Wären die Køstalen nicht mit erfahrenen Kriegern und sogar einem Eliteheer vor Ort, die Schlacht hätte keine zwei Stunden gedauert. Tryven, der Anführer der Leibgarde Rumondrs, übernimmt die Führung der Krieger. Aber selbst so ist der Druck Drakons zu groß; bei Sonnenaufgang ist das erste Tor gefallen und die Kämpfe sind innerhalb der Mauern.

An einem geschützten Ort, in einem der Lazarette, kämpft derweil Leif um das Leben seines Hochkönigs. Während viele seiner Leibwachen im Drachenfeuer vergingen, hat Rumondr überlebt. Sein Körper ist eine einzige Brandwunde, aber er atmet. Dieser Mann scheint dafür gemacht worden zu sein, Drachen im Einzelkampf zu überstehen! Dank der magischen Heilung Leifs kann er im Leben gehalten werden. Man legt ihn auf das Flaggschiff der Køstalen, welches ihn nach Køstalengard zurückbringt.

Der Straßenkampf von Krimisterhiim geht indessen unentwegt weiter. Tagelang wird in den Häuserschluchten gekämpft. Mit aller Macht ringt Leif um die Leben der verletzten Verteidiger, hält sie im Kampf, wo andere längst tot wären. Schließlich kommt Tryven zu Leif. „Wir sind allein, Hochstaluat. Die Krimisten sind alle gefallen, Drakon kontrolliert die halbe Stadt. Wenn wir jetzt nicht gehen, dann kommt keiner von uns lebend hier raus.“ Schweren Herzens ziehen die Køstalen sich auf ihre Schiffe zurück und überlassen den Drachen die zerstörte Festung Krimisterhiim. Bei den Aufräumarbeiten werden über 17.000 Tote gezählt. Mehr als die Hälfte davon sind krimistische Rekruten...

 

Im Gebirge zwischen Tektoloi und den Odenen munkelt die Bevölkerung, daß merkwürdige Fremde unterwegs seien. Was sich dort herumtreibt, ist unklar; die Gerüchte sprechen je nach Dorf von Elfen, Mörderbienen, drakonianischen Reitern, Zwergen oder Ikatzint.

 

 Miktonos nutzt die derweil die guten Gelegenheiten und gliedert die nächste Insel in das eigene Reichsgebiet ein. Wenn die momentanen Ophis-Kolonisationen erledigt sind, gibt es auf Erendyra nur noch ein Gebiet mit reichsfreien Gemarken – abgesehen natürlich von der Vulkankette, die aber momentan niemanden interessiert.

 

Von der Kaiserwahl hört man nichts neues. Die Fürsten sind immer noch im Ratssaal eingeschlossen. Die Bevölkerung Tektolois wird dafür immer unruhiger. Die alten Spannungen werden intensiver: Garianer und Lychaier verstehen sich wunderbar, mögen aber keine Allennosen, Titanaser oder Philliaser – und umgekehrt; Ronnerian und Mitrania als Mischtiegel aller Fürstentümer reflektieren dies besonders stark. Miktonos traut niemand so richtig, aber immer noch mehr als den „Feinden“ des jeweils anderen Blocks. Und ganz neu ist eine Bewegung, die sich dafür ausspricht, den Fürsten etwas Zeitdruck zu verschaffen, indem man zum Beispiel zur Ssakat alle aufknüpft und ihre jeweiligen Nachfolger wieder zusammensperrt – so lange, bis sie sich auf einen Kaiser geeinigt haben, oder die Nachfolger ausgehen...

 

Die Zirkelmagier veranstalten im Tewet die Weihe des neuen Tempels „Erainns Wacht“. Leider sind noch keine Berichte der Feier in andere Teile Erendyras weitergetragen worden, aber es soll sehr schön gewesen sein.

 

Die Geschehnisse im Schewat und Adar 418 n.P.

Trotz des tiefen Winters warten weite Teile Erendyras noch auf den ersten Schnee. Lediglich in den Eisregionen Drakons herrschen milde Minusgrade; ansonsten ist es zwar naß, aber nicht kalt auf dem Segment. Dafür läßt die Tiefsee sich nicht lumpen: Stürme, Nebel, Regen und allgemeine schlechte Sicht machen den Ophis zu einem unangenehm feuchten Erlebnis.

 

Das milde Wetter wird von Drakon gerne genutzt, um noch rechtzeitig vor dem Einnahmemond ein paar Gemarken von Krimisten einzusacken. Die Ritter des blauen Drachenmantels machen sich auf, um die wehrlosen Gebiete um Krimisterhiim nach Drakon einzugliedern. Wehrlos? Weit gefehlt!

 Während Drakon seine Eroberungen sicherte, waren die Herrscher Krimistens – Høgnar und Jens Kris – auch nicht untätig. Anstelle sich mit den verbliebenen Truppen nach Hogrviik zurückzuziehen, haben sie die verstreuten Überreste und den Entsatz gesammelt und unternehmen nun einen Vorstoß auf die Tempelbaustelle, um die Weihung der fertiggestellten Teile zu vollziehen. Und wie das Schicksal es will, treffen sich die Wege der Ritterschaft und des Entsatzheeres, und es kommt zur Schlacht.

Die Ritterschaft des blauen Drachenmantels ist freudig überrascht, die Krimisten zu sichten. Bislang waren alle krimistischen Truppen unerfahrene Rekruten, leichte Beute für die gut ausgebildeten Ritter. Umso härter trifft sie das Erwachen, als sie feststellen müssen, daß diesmal erfahrene Truppen im Feld stehen, angeführt von Herrscher und Hohepriester! Die erste Niederlage von Drakon in diesem Krieg zeichnet sich ab.

Aber Drakon wäre nicht Drakon, wenn es so einfach wäre. In der Hitze der Schlacht senkt sich plötzlich Drakons Odem über die Krimisten, und ihr Vorstoß wird gebremst. Ein überraschter Jens Kris versucht noch abzuwehren – leider ohne Erfolg – und sucht nach dem Drachen, der den Odem geworfen haben muß. Da schreit sein Bruder neben ihm auf, geblendet durch Drachenmagie. Dann sieht Jens den Ursprung; einen Ritter des Ordens, gut zwei Schritt groß, in goldener Rüstung. „Sie haben auch menschliche Magier“, schießt es Jens noch durch den Kopf, da wird es auch für ihn dunkel, sein Augenlicht verläßt ihn.

Die Blendung beider Anführer und die verheerende Wirkung des Odems sorgen für einen totalen Zusammenbruch der krimistischen Moral. Jens versucht das Unmögliche, sowohl seinen Bruder als auch die Krieger wieder zu beruhigen und in der Schlacht zu halten, während er zu Grimh betet, die Blindheit aufzuheben. Nur Flügelrauschen gibt noch eine kleine Warnung vor dem Angriff des Drachen – wo auch immer der jetzt hergekommen ist. Knisternde Flammen des Feueratems schlagen den Brüdern entgegen, und Krimisten ist herrscherlos. „Für Gakharis“, hallt die Drachenstimme über das Schlachtfeld, auf dem die Drachenritter längst die Oberhand haben...

 

Auch die Køstalen sind nicht untätig; Truppenbewegungen allerorts. Das Ziel der Verschiebungen blieb allerdings unklar. Auf jeden Fall wurden die Verteidiger der Festlandbesitztümer verstärkt. Weder Rumondr noch Leif sehen den Krieg als verloren an, nur weil eine Schlacht schlecht lief!

 

Während in Allennos die Kaiserwahl wie gehabt hinter verschlossenen Türen weiterläuft, bereitet man sich im Herzogtum auf einen Angriff von Mörderbienen vor. Brandpfeile werden vorbereitet und von Erainn-Priestern gesegnet; Unterstände werden vorbereitet, das Vieh wird von der Weide geholt.

Argoselion Thasos verläßt indessen mit seiner Ritterschaft sowie den Botschaftern der Zirkelmagier und Drakons gemeinsam die Festung Allennos, um den Gerüchten nach Mörderbienen an der Machairasgrenze Tektolois nachzugehen. Ob sie fündig wurden oder nicht, bleibt allerdings noch unbekannt.

 

Ungeachtet dessen finden derweil mehrere Hochzeiten in Allennos statt. Gerade die allennosischen Ritter scheinen die Gelegenheit beim Schopf zu packen, daß sie endlich mal etwas länger in Allennos sind. Die Hochzeit, die das meiste Aufsehen erregt, ist die zwischen Quario D’Laphur und Arfòna Teristos. Es ist sicherlich eine gute Partie: Der Vetter Andreana D’Alephs ist nicht nur Nhrîàs, sondern auch Amtsherr von Karkenor, und Arfòna ist die Tochter des Amtsherrn von Lesakus. Damit haben sich zwei große allennosische Häuser verbunden. Viele der eifersüchtigen jungen Damen fragen sich jedoch, warum der begehrteste Jungegeselle von Allennos ausgerechnet die unscheinbare Arfòna erwählte, die nicht gerade durch höfische Eleganz glänzt!

 

Dann beginnt in Allennos der Winter und damit die Regenzeit: Es gießt in Strömen. Zwar gibt es innerhalb der Festung Kanäle, über die das Wasser abfließen kann, und die Straßen sind gepflastert, so daß man noch auf ihnen gehen kann. Aber wer auch immer seine Nase vor die Tür steckt, ist innerhalb weniger Minuten pitschnaß, und wer die Stadt verläßt und seinen Fuß von den kaiserlichen Straßen auf eine Nebenstraße setzt, versinkt knöcheltief im Schlamm. Damit wird auch den Jagden, Wettkämpfen und Ausflügen, mit denen die Herzogin zu Allennos seit Monaten versucht, die vielen Gäste zu unterhalten, ein abruptes Ende gesetzt. Die Unterhaltung beschränkt sich nun auf Bälle, auf Darbietungen von Sängern, Gauklern und Schaustellern sowie auf ein gelegentliches Duell um die Gunst einer Dame. Auf engstem Raum zusammengepfercht, steigt die Spannung zwischen den Rittern Tektolois. Nur Disziplin und Selbstbeherrschung der Ritter verhindert eine Eskalation der Lage.

 

Schließlich neigt sich das Jahr dem Ende zu, und wie immer wird in Allennos das Jahr mit dem großen Erainn-Fest verabschiedet. Wie üblich wird das Fest am 23. Adar durch die Trauerzeremonie für die im letzten Jahr Verstorbenen eingeläutet. Dieses Jahr dauert sie sehr lange, da sich soviele Gäste in Allennos befinden. Wie jedes Jahr schließt der Oberste Richter die Trauerzeremonie, und wie jedes Jahr ruft seine Erinnerung an die Toten starke Gefühle hervor. „Ich erinnere an die Toten von Teligos“, spricht er mit ruhiger und ebenmäßiger Stimme, „an alle Toten von Teligos, Allennosen und Garianer. Teligos mahnt uns, wie es in Tektoloi aussehen wird, wenn wir uns nicht einigen: Wenn der Bruder gegen den Bruder kämpft, verlieren beide. Teligos zeigt, daß wir uns friedvoll einigen müssen und daß wir eines starken Kaisers bedürfen, damit Tektoloi nicht erneut für dreißig Jahre im Chaos versinken wird!“

Die Reaktionen auf diese Rede sind heftig: Garianer und Allennosen werfen sich gegenseitig Beschimpfungen an den Kopf und brüllen sich sogar an. Kurzfristig verhindert nur die Ehrfurcht vor den heiligen Riten Erainns, daß jemand das Schwert zieht. Doch letztendlich löst das Trauerritual ein wenig die Spannungen, die sich in den letzten Monden aufgestaut haben. Einige Garianer und Allennosen geben sich sogar versöhnlich die Hand. Und so ist die Stimmung während des Erainn-Festes tatsächlich einigermaßen ausgelassen und fröhlich. Der Friede zwischen den tektolonischen Rittern scheint vorerst wiederhergestellt – aber wie lange noch?

 

Im Schewat gibt es die nächste Beerdigung eines tektolonischen Soldaten, diesmal in Semros. Allerdings ist ausnahmsweise ein ganz normaler Unfall Schuld, und kein wütender Mob. Das ist doch auch mal eine Meldung wert!

 

In Mitrania erregt eine neue Zeitung Furore, die mit reißerischen Titeln versucht, Meinung zu machen. Nur für wen, ist unklar. Auf jeden Fall Pro Tektoloi und Pro Mitrania, und Kontra Volksunwillen und Aufruhr. Nur Wirkung scheint sie keine zu zeigen, jedenfalls wird das Brodeln der Bevölkerung nicht weniger.

Und es kommt noch besser. Im Schewat stürmen maskierte Banditen die Botschaft von Allennos und veranstalten ein Gemetzel unter dem Botschaftspersonal. Das Gebäude brennt ab, die Stadtwache kommt zu spät, um etwas zu verhindern.

Einige Tage später beginnt ein Serie von Razzien gegen etwas zwielichtere Kneipen. Es gilt, ein Attentat aufzuklären, das einem Mitglied der Stadtverwaltung gegolten hat. Schließlich wird in der „Weinstube“ eine Verhaftung gemacht: Ein Elf! Leider kann dieser den Autoritäten wieder entwischen, bevor man näheres über ihn herausbekommt.

 

Lanuri, die Hauptstadt der Naori, meldet einen akuten Mangel an Golderz: Der Markt ist leer gefegt. Irgend jemand hortet riesige Mengen und kauft auf, was zu bekommen ist. Die Händler im Ophis sind beunruhigt: Was ist der Zweck des ganzen? Wer, und vor allem wozu, braucht eine halbe Jahresproduktion der naorischen Goldminen? Und was hat das mit den geheimnisvollen „Protokollen des Feuervogels“ zu tun, von denen man in Dasslavron hinter vorgehaltener Hand munkelt? Haben die neuen Gebiete entlang der Vulkane doch noch ein düsteres Geheimnis?

 

 Eine Flotte der Ikatzinti macht unterdessen Bekanntschaft mit einem neuen Schrecken der Tiefsee: Eine gewaltige Echse erhebt sich aus den Fluten, die die Schiffe förmlich zwischen ihren Kiefern zermalmt. Zwei Drittel des Verbandes gehen verloren; nur dank der Krieger an Bord kann das Biest abgelenkt werden. Hinterher versucht man herauszufinden, was das nun war. Ein Tiefseedrache? Wenn ja, hat diese Kreatur etwas mit Drakon zu tun, oder gibt es womöglich noch einen zweiten Drachenstaat auf Erendyra, unter den Fluten des Ophis? Wieviel Gold es wohl kostet, einen Drachen dazu zu bewegen, als Söldner in den Fluten der Ophissee zu operieren? Das wäre eine mögliche Erklärung für die Goldkäufe der letzten Monde...

 

Leichter und lichter geht es auf dem Festland von Zdkrrbgsrkgssklpn zu. Ein Generian-Tempel namens „Gnrntlmk“ wird an der Grenze zu Tektoloi errichtet, den Schwester Schwarzpappel in der Ssakat einweihen soll. Wie man diesen Namen ausspricht und was er bedeutet, erfrage man am Besten selber beim nächstliegenden Konsulat des Dschungelstaates...