Ossoriar - Geisterfürst

Ossoriar/Corigani: Religion der Schwarzen Mutter:

Warum Geisterfürsten glauben

Die Götter leben. Auch tote Götter werden verehrt, Götter, die niemals eine Antwort auf die Anru-fungen ihrer Gläubigen geben. Aber die Alten Götter Myras sind nicht von dieser Art. Sie verheißen Macht und Wissen. Auch tote Götter verheißen Macht, doch die ist anderer Art. Sie beruht auf der Übereinkunft der Sterblichen, zu glauben und sich unterzuordnen dem einen, der den Gott verkün-det. Es ist dies eine Macht, die zuerst in den Köpfen der Gläubigen Wirklichkeit besitzt. Diese Idee eines Gottes kann stärker sein als ein wahrer Gott, wenn genug Menschen an sie glauben. Von ande-rer Art ist die Macht der Lebenden Götter: sie benötigt keine Gläubigen um sich zu äußern. Daher wird sie stets dem Willen des Gottes eigen sein.
Wer also Macht anstrebt durch die Götter, der täte gut, einen Gott zu verkünden, der Werk seines eigenen Geistes ist. Doch damit nicht genug: Auch Hohepriester sind Menschen. Macht ist ein star-kes und berauschendes Ding, aber niemals genug um die Seele eines Menschen zu erfüllen. Niemand kann sein Seelenheil behalten, der herrscht über andere und keinen hat, über den er nicht herrscht. Der morgens aufwacht Tag für Tag, und keinen hat mit dem er reden kann, Tag für Tag. Der einsam auf dem kalten Thron sitzt, Tag für Tag. Der alles, alles tun kann, was er will, Tag für Tag. Wer nur allmächtig ist wird dadurch einsam sein. Es gäbe keine Hohepriester, wenn dies ihr Antrieb wäre. Genauso steht es mit dem Wissen: niemand wird alles opfern, und bekäme er damit die größte Bi-bliothek. Denn Bücher sind tot. Eingeschlossen in der Lesehalle mit allem Wissen der Welt aber ohne Ausgang: wer wünschte solches Schicksal?
Es muß etwas geben, etwas außerhalb der Gaben der Götter, das sie begehrenswert und wertvoll macht. So wie eine goldene Krone, hat man sie nur für sich allein, nichts ist als ein schweres Stück Metall, nutzlos und lästig, so werden auch Wissen und Macht erst wertvoll, wenn es jemanden gibt, mit dem man sie Teilen kann. Für einen Hohepriester wird das normalerweise das Reich sein, sein Volk, aus dem er stammt und in dem er verwurzelt ist. Natürlich könnten es auch nur einige wenige vertraute Menschen sein, die er liebt und für die er Verantwortung übernimmt, weil er sie liebt. In beiden Fällen hat er damit einen Grund, eine Sprungfeder für sein Handeln: es ist die eigene Mensch-lichkeit. Sein Wesen, das sein Wollen und Handeln erschafft.

Wenn aber der Grund für das Erdulden der Bürde in der Liebe zu anderen liegt, warum sollte er eine Finstergottheit verehren?

Finstergötter mißhandeln den Menschen, sie fordern gar Menschenopfer. Sie aus Menschenliebe zu verehren wäre unsinnig. Was aber kann einen Menschen so stark fesseln, daß es die Liebe zu anderen Menschen überwindet? Einsamkeit, das Fehlen von Liebe bedeutet Ausgesetztheit. Haltlosigkeit in eienr fremden feindseligen Welt. Um dies zu ertragen benötigt der Einsame etwas, an dem er sich halten kann, das ihm Geborgenheit gibt und Sicherheit, ein Ersatz.
Und diesen Ersatz für die zwischenmenschliche, die normale Liebe, findet er in der Liebe zu seinem Gott. Noch dazu wird ihn dieser Gott nicht verraten, hintergehen oder alleinlassen, wie es die Men-schen einander manchmal leider antun. Wenn es ein toter Gott ist, Hirngespinst seiner selbst zum Schutz der eigenen Seele, ganz sicher nicht. Bei lebenden Göttern lauert diese Gefahr, so gering sie sein mag. Dies ruft nach einer um so eifrigeren Pflichterfüllung, ist der Gott doch alles was dem Prie-ster bleibt. Auch das Wissen oder sonst irgend eine Arbeit kann in diesem Sinne die Einsamkeit ver-treiben, wenn sich der Mensch ihr völlig widmet und in ihr aufgeht. Dabei ist nicht der Besitz von Wissen das wichtige, sondern die Widmung an den Vorgang des Wissenserwerbs selbst. Der Weg ist das Ziel, so sagt man doch. Die Einstellung macht den Gläubigen zum Menschenverachter, und es wird ihm dann sehr leicht sein, eine menschenfressende Finstergottheit anzubeten. Es ist krank, es ist Verrat am eigenen Geschlecht, es ist traurig. Aber es kommt immer wieder vor.

Daß auf Adlerfels dabei eine echte Gottheit, die Schwarze Mutter, verehrt wird, liegt einfach daran, daß sie die Insel erschuf und die erste Hohepriesterin nach ihrem Abbild. Und seither hat der Glaube an sie sich wie eine Krankheit ausgebreitet, und in dieser Tradition werden die jungen Geisterfürsten erzogen. Die Höllenfahrten dienen nicht zuletzt zur Entfremdung von der eigenen Rasse, denn wer solcherlei gesehen und erlebt hat wird sich niemals mehr verstanden fühlen von einem normalen Sterblichen.

 

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